Die Sieger 2015

Der Werkstattpreis 2015 

Schlusslesung im Gasteig

Am Abend des 16. April 2016 wurde zum 23. Mal die Endausscheidung für den Haidhauser Werkstattpreis ausgetragen.

Im nahezu ausverkauften Saal der Münchner Stadtbibliothek im Gasteig präsentierten die 10 AutorInnen, die sich während der vergangenen Monate bei den Freitagslesungen im Literaturbüro qualifiziert hatten, einem gespannten Publikum ihre Texte. Das Spektrum der Beiträge reichte dabei von tragisch bis heiter, aber, wie auch immer, jeder einzelne Beitrag erntete großen und verdienten Beifall.

Aber wie es so ist bei einem Wettbewerb: Nach etwa zwei Stunden hatten die Zuhörer die Qual der Wahl und wählten dann mit großer Mehrheit Iliana Karagialani auf den ersten Platz.

Diese hatte in ihrer bewegenden Geschichte "3 Leben" (einem Ausschnitt vom Anfang eines Romans) von einer Griechin erzählt, die jenseits der Vierzig zum neunten Mal schwanger wird. Entgegen aller gut gemeinter Ratschläge, auch von medizinischer Seite, entscheidet sie sich zusammen mit ihrem Mann dazu, das Kind auszutragen. Dass es dann Zwillinge werden, stellt sich erst bei der Geburt heraus.

Iliana Karagialani teilte nach ihrer Lesung den Zuhörern mit, dass sich das lebensweltliche Pendant zur Protagonistin des weiteren Romans - also das bis zur Geburt unentdeckte Kind - an diesem Abend unter ihnen befinde.

Die vollständige Platzierung:
1. Platz: Iliana Karagialani „3 Leben"
2. Platz: Mate Tabula „ Murakami im Germeringer Schwimmbad"
3. Platz: Hartwig Nissen „Wahltag"
4. Platz: Marion Zechner „Niklas"
5. Platz: Ursula Dimper „Was bleibt"
6. Platz: Christoph Michels „3 Steine in grau und sang: Amerika"
7. Platz: Rudolf Freiberger „Das Gedächtnis der Steine"
8. Platz: Georg Stürzer „Goldener Herbst" und „Stehen auf dem Gehsteig"
9 Platz: Franziska Ruprecht, Gedichte
10.Platz: Dietmar Wilgosch, Gedichte
 

Die Sieger der einzelnen Monate:

Monatssieger April 2016

Am 1. April gab es die letzte Chance, sich noch für die Teilnahme am 23. Haidhauser Werkstattpreis zu qualifizieren. Diese Chance nahmen viele wahr, und auch das Publikum war so zahlreich vertreten, dass das MLB aus allen Nähten zu platzen drohte. 6 AutorInnen wurden gezogen:
Martin Emmerling las „der Taschendieb“. In dieser Geschichte versucht ein Mann, der fest gestellt hat, dass man mit Arbeit nicht reich wird, seinen Lebensunterhalt durch Diebstahl zu bestreiten. Er beginnt mit dem Entwenden von Tascheninhalten aus den Garderoben von Sporthallen. Nachdem dies keinerlei Problem darstellt, macht er sich an die Garderoben von Theatern und Opern. Auch der Inhalte der Manteltaschen der Besucher von Kleinkunstbühnen und Zenzentren  wird entwendet. Es gibt nie ein Problem. Er versetzt anschließend das Diebesgut und gewinnt mit dem Bargeld im Wettbüro. Nun kann er mit seiner Freundin ein veganes Frühstückscafé eröffnen. Dem Publikum war die Geschichte zu gleichtönig, und viele vermissten eine Pointe. Einige waren enttäuscht, dass dem Dieb nichts passierte und er ein „moralisch hochwertiges“ Lokal eröffnen konnte.
Marie Liertz stellte ihren Text „Der Mond im Weißen See“ vor. Hier fällt der Mond in den Weißen See mitten in Berlin. Die Bewohner, die das Spektakel bestaunen, vermissen die amerikanische und die sowjetische Flagge und stellen fest, dass der Mond nach Käse oder nach Butterkeksen schmeckt. Schließlich werden ein Seiltänzer und eine Tänzerin geholt, die mit Hilfe eines alten Trabi den Mond wieder auf seine Umlaufbahn befördern. Das Publikum konnte den Text nicht orten und monierte, dass die Russen gar nicht auf dem Mond waren. Anderen gefiel der Text als Märchen.
Marc Short präsentierte mit „Im Bann der Finsternis“ eine wirre Fantasyfabel, in der sich männliche und weibliche Vampire samt ihren Dienern sowie Götter und Halbgötter tummeln. Den Zuhörern fehlte sowohl der Einstieg als auch der Zusammenhang in dieser Geschichte. Manche meinten, dass es als Anleitung für ein Computerspiel geeignet wäre.
Hartwig Nissen las seinen Text „Wahltag“. In einem Dorf verlangt die Meute, dass der Bauer Matthias zur Wahl gehen soll. Dieser versperrt das Tor und gibt einen Warnschuss aus der Schrotflinte ab. Nun hat die Horde einen Grund, ihn verhaften zu lassen. Der Vater befiehlt dem kleinen Andi, die Polizei zu holen. Dieser begreift nichts und weiß nur, dass er den Bauern gern hat. Am Ende der Geschichte muss er mit ansehen, wie Matthias abgeführt wird. Das Publikum lobte die feine Ausführung der Geschichte. Eine Feder, die Andi als Zeichen nimmt, schwebt am Schluss der Geschichte noch einmal über den Boden. Aus Andi ist gegen Ende Andreas geworden.
Jens Lipski präsentierte „Beneidenswerter Hiob“. In diesem essayistischen Text stellt der Autor Betrachtungen über Hiob an. Es heißt, dieser sei beneidenswert, weil er alles verloren und das Doppelte zurück bekommen habe. Aber der Autor findet ihn beneidenswert, weil er einen Schuldigen, nämlich Gott, für sein Unglück fand. Der Autor fragt sich, wen er als moderner Mensch verantwortlich machen kann und folgerte: Da gibt es nur den Körper. Die Zuhörer waren teilweise der Ansicht, dies sei keine Literatur. Andere fanden es ausgesprochen geistreich.
Bertram Maustaller präsentierte mit „Introspektionen“ ein Feuerwerk aus neu erdachten Bildern und Gefühlen. Leider rauschten seine Kreationen zu schnell an den Ohren und Synapsen der Zuhörer vorbei.  Man wollte der einen Metapher noch nachfühlen, da jagte die nächste schon daher. Und so blieb dem Zuhörer nur die eine oder andere Passage im Gedächtnis wie: „vom Suff zerfressene Lebenskraft“, „der Zug scheint schwerelos auf der Stelle zu fahren“, „Krapfen: Braune papierdünne Wand mit Kristallen.“
Das Publikum wählte Hartwig Nissen auf den ersten Platz.
Hartwig Nissen
hartwig.nissen@web.de 
Vita:
Geboren und aufgewachsen in Schleswig Holstein
Schulbesuch in Kiel
Studium Theaterwissenschaften und Psychologie in Kiel und München
Ausbildung Filmregie und Herstellung bei Inselfilm, München
Tätigkeit als Film- und Theaterregisseur
Hörspielautor für den BR
Verfasser zahlreicher Drehbücher für Kinofilme und TV-Filme
Drehbuch Förderung FFA, Berlin
20 Jahre Tätigkeit bei BR und BR-Alpha als Cutter,
Autor, Produzent von Auslandsmagazinen, Wissenschaftsprogrammen etc.
Teilnahme an den Filmfestivals Oberhausen 1991 und Berlin  1994
 
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Monatssieger März 2016

Am Freitag, den 4. März 2016, fand der zehnte offene Abend als Vorentscheidung zum 23. Haidhauser Werkstattpreis statt.

Die Veranstaltung war nicht nur sehr gut besucht und die Räume des Münchner Literaturbüros bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt, es hatten sich auch zahlreiche Autorinnen und Autoren zur Teilnahme gemeldet.

Das Los fiel auf drei Autoren und drei Autorinnen.

Den Anfang machte Walter Grassl mit humoristischen Gedichten wie "Geländewagen und Sägefisch", "Rubbellos und Rubel", die von Sprachwitz zeugten, aber allzu oft knittelig daherkamen.

Danach las Nina Kurtenbach unter dem Titel "All Ages, Bilderbuch" eine sprachlich gelungene Geschichte für Kinder und Erwachsene, in der ein kleiner Junge von seinem meist abwesenden Vater ein junges Krokodil geschenkt erhält, das von der Mutter aufgezogen wird.

Kontrovers diskutierte das Publikum den danach folgenden Text von Fabian Ekstedt "Bomben" über einen jungen Mann und seine Reflexionen, Handlungen und Erlebnisse nach dem Aufwachen und Aufstehen unter den Nachwirkungen eines vergangenen Abends in der Kneipe. Während einige dem Text Belanglosigkeit und eine wesentlich aus Kraftausdrücken bestehende Sprache vorhielten, sahen andere eine Parallelität zwischen der Handlung, in die der Protagonist nach Selbstreflexionen unter dem Motto alles ist Scheiße gleichsam in die Welt hinaus geht, und der allmählichen Veränderung der Sprache des Textes.

Christoph Michels begeisterte sodann das Publikum mit "Drei Steine in grau und sang: America" einem langen Prosagedicht über Großstadt- und Bahnhofszenen und eine U-Bahn-Fahrt, das in dichter Sprache eine Beziehung zwischen äußeren Bildern, die auf den Protagonisten einwirken und dessen Innenleben herstellte und dessen Bewusstseinsstrom mit großer Wucht nachzeichnete.

Auch Melanie Khoshmashrab überzeugte mit ihrer so dann unter dem Titel "Bewegtbild" vorgetragenen, psychologisch genauen und detailreich ausgestalteten Erzählung über einen Jungen und seine Familie mit Eltern und älteren Bruder am Beispiel einiger Tage während der Schulferien, in denen der Junge und sein Vater, der sonst seine Tage vor dem Fernseher verbringt, zusammen eine Holzhütte bauen.

Den Schluss des Abends bildete der Text von Petra Lang "525", ebenfalls eine Kindheitsgeschichte, in der ein Mädchen aus kleinen Verhältnissen zum ersten Mal ihre Tante, eine gegen Ende der Sowjetunion nach Wien emigrierte russische Pianistin besucht und mit ihr eine ungewöhnliche Vereinbarung über Klavierunterricht trifft.

Das Publikum wählte Christoph Michels vor Melanie Khoshmashrab zum Sieger des Abends und Kandidaten für die Endausscheidung zum Haidhauser Werkstattpreis.
 
 
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Monatssiegerin Februar 2016

Am 5. Februar 2016 fand die 8. Etappe zur Vorentscheidung für den 23. Haidhauser Werkstattpreis statt.
Zunächst schien die Veranstaltung gar nicht zustande zu kommen. Eventuell aufgrund der beginnenden Faschingsferien oder des Faschings überhaupt trudelten Besucher und Autoren nur zaghaft in die Räume des Literaturbüros ein. Bis 19.30 Uhr hatten nur drei Autoren ihre Zettel in die Anmeldebox geworfen. Schließlich rettete Rudolf Wicht den Abend, der sich kurz danach noch mit seinem Text anmeldete.
Es lasen also: 
Rudolf Wicht, der zwei erotisch-pornographische Erzählungen aus dem bayrischen sowie dem sächsischen Milieu vorstellte. Seine Texte spalteten das Publikum in zwei Lager, von denen das eine der Ansicht war: “Unsäglich!“ während die anderen meinten, dass Literatur das aushalten müsse und der Beitrag sogar Literatur sei.
Renate Anraths sprang mit „Alles ist möglich ein“, da der Autor Peter Vogel wieder ausscheiden musste, weil er drei Monate zuvor schon gelesen hatte. In Renate Anraths' Text ging es dann um eine Frau, die sich während einer Werbeveranstaltung für ein Esoterik-Seminar, in dem das Schüchterne und Unsichere wieder angelernt werden sollen, einen schüchternen Mann trifft, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringt. Das Publikum lobte die elegante Sprache der Autorin, hatte aber am Plot der Geschichte Verschiedenes auszusetzen.
Nach der Pause stellte Jens Lipski seine essayistische Betrachtung über „die Wurzel der Feindschaft und des Terrors“ vor. Eingebettet in eine Geschichte über einen außerirdischen Bewohner vom Planeten Kepler, der das Blut eines Juden und eines Arabers untersucht, um die Ursache ihrer Feindschaft herauszufinden. Diesem Text wurde angekreidet, dass er eher Schulaufsatz als literarischer Beitrag sei.
Zum Schluss trug Ursula Dimper „Was bleibt“ vor, das Gedankengespräch einer Tochter am Totenbett ihrer Mutter. Die Kommentare des Publikums reichten von „meditativ“, „wie ein Gebet“, „authentisch“ bis „kitschig“.
Ursula Dimper wurde mit großer Mehrheit auf den ersten Platz gewählt.
Vita Ursula Dimper:
Ich bin Münchnerin und schreibe Geschichten und Märchen seit ich einen Stift halten kann. Später zum Broterwerb Computerprogramme. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben habe ich meine Vorliebe für Kurzgeschichten entdeckt. Diese wurden im Bayerischen Rundfunk, auf dem Corso Leopold, in Radio Lora, in der Seidlvilla und bei den Fabelhaft Couchpoeten veröffentlicht. Man kann sie auch nachlesen in meiner Anthologie „Ich atme vorsichtig“ und in den Anthologien „Über das wahre Leben mit Kind“, „Schöne Böse Kindheit“, „Boulevard“, „Zwischentöne“ und Literaturzeitschrift Torso. Ich habe in Zusammenarbeit mit Hans-Karl Fischer und Petra Lang die Anthologie „Schöne Böse Kindheit“ herausgegeben. Ich war eine Weile im Vorstand des FDA Bayern und bin seit 2001 im Vorstand des Münchner Literaturbüros.
 
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 Monatssieger Januar 2016

Ausgerechnet am Abend des 1. Januar 2016 fand die achte Vorentscheidung für den 23. Haidhauser Werkstattpreis statt.
Trotz des Datums waren nicht nur zahlreiche Zuhörer erschienen, es fanden sich auch fünf Autorinnen und Autoren, um sich am Wettbewerb zu beteiligen.

Den Anfang machte Rudolf Freiberger mit „Das Gedächtnis der Steine". Trotz ihrer Thematik - der Protagonist besucht nach vielen Jahren erneut eine prähistorische Stätte und macht sich dabei Gedanken über deren Erbauer wie über seine eigene Familie - eine spannende und zudem gelungen aufgebaute Erzählung.

Um Erinnerungen, wenn auch um solche aus unmittelbar davorliegender Zeit, ging es dann in der Geschichte „Aleppo“, mit der Petra Magdalena Kammerer das Publikum zurecht zu fesseln vermochte. Zwei Journalisten, Mann und Frau, haben sich aus der Stadt Aleppo an einen einsamen Küstenstrich des Mittelmeeres geflüchtet und begegnen dort einer Füchsin, die das Erinnern an die Lage von Kindern im syrischen Bürgerkrieg heraufbeschwört.

Friederike Langer trug unter dem Titel "Malnotizen" fragmentarische Reflexionen vor über die Tätigkeit der Erzählerin als Malerin wie über deren Verhältnis zu Ihrem verstorbenen Bruder und Anderen.

Auch die gereimten Gedichte von Gertrud Kotoucz, die stimmungsvoll jederzeit aktuelle Themen behandelten, gefielen dem Publikum.

Den Abschluss bildete Kristian Kühn, der unter dem Titel „Krater im Mond“, in Anlehnung an „Insel im Mond“ von William Blake, einen literarischen Rundumschlag über Sushiesser, Sozialpädagogen und überhaupt den Zeitgeist und den Zustand der Welt präsentierte.

Mit knapper Mehrheit wählte das Publikum Rudolf Freiberger vor Kristian Kühn zum Sieger des Abends und damit zum Kandidaten für den Haidhauser Werkstattpreis. 
 
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Monatssiegerin Dezember 2015

Am Freitag, dem 4. Dezember, fand die siebte Etappe zur Vorentscheidung für den 23. Haidhauser Werkstattpreis statt.
Unter den vielen AutorInnen, die sich für die Endausscheidung qualifizieren wollten, wurden sechs ausgelost:

Katharina Happ las „Nachtraum“, eine schwebende Erzählung über Erlebnisse in einem Selbstfindungsseminar.

Franz Oberhofer präsentierte „Zwischen den Zeiten“, die Geschichte über ein Paar, das sich Hochzeitsringe kaufen möchte und von Flashbacks aus dem Krieg heimgesucht wird.

Mathias Blühdorn stellte „die Drehtür“ vor, eine Drehtür, die Personen verschwinden lässt.

Iliana Karagialani las „Drei Leben“. Eine Frau, die bereits 8 Kinder hat, beschließt auch noch das neunte auszutragen.

Linea Moro stellte den Beginn ihrer Erzählung „ein Quäntchen Glück“ vor. Hier wird ein Mann zum Glücksspiel in ein herunter gekommenes Haus gelockt.

Der Autor Galler präsentierte orientalische Geschichten in Reimform, die von dem schwachen Sultan Selim berichten.

Das Publikum wählte Iliana Karagialani zur Tagessiegerin. udfda

Vita:
"Ich will Schriftstellerin werden!", antwortete ich als sieben- oder achtjährige, als unser Sonntagsbesuch mich nach meinem Berufswunsch fragte.
Stattdessen schlug ich einen Berufsweg ein, der mehr Klarheit und Unabhängigkeit versprach - auf den ersten Blick.
Aber was in einem schlummert will irgendwann wach werden und hinaus. Und so musste es kommen, dass mich das geschriebene Wort eines Tages zum Spielen abholte.
Seitdem kann ich es nicht lassen, Geschichten zu schreiben, die ich dekoriere mit Gedanken, die aus meinen Fingern fließen.
Ein Glück ist das!
 
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Monatssiegerin November 2015

Die Münchner Autorin Marion Zechner gewinnt die November-Vorausscheidung zum Haidhauser Werkstattpreis!
Bei der Lesung letzten Freitag, den 6. November, hat sich Marion Zechner mit ihrem Text „Niklas“ gegen fünf weitere Autorinnen und Autoren durchgesetzt. Die aus der Sicht und in der Sprache des kleinen Jungen Niklas erzählte, anrührende und in Ton und Perspektive durchgehaltene Siegergeschichte aus der prekären Welt von Tafel und Hartz IV handelt von Niklas, dessen Vater - „Pap“ – nach Verlust von Arbeitsplatz und Frau allen Antrieb verloren hat, alles seinem Sohn aufbürdet  und um dessen Leben Niklas fürchtet.
Aber da waren noch:
Dietmar Wielgosch beteiligte sich mit auswendig vorgetragenen, eher humoristischen Kurz- und Langgedichten am Wettbewerb, in denen meist paargereimt mal die 'Prinzessin auf der Erbse' umgedeutet und modernisiert wurde, mal mehr oder weniger jahreszeitliche Gedanken Anklang suchten.
Klaus Peter Schuster mit der Erzählung über einen vermeintlichen Psychiatrieprofessor, die den Leser zu verwirren versuchte und vermochte, da letztendlich nicht mehr ganz klar ist, wer nun verrückt ist und wer nicht. Den meisten im Publikum war das entweder zuviel oder zu wenig Verwirrung.
Karin Schreiber aus Herrsching gab Miniaturen: Beobachtungen, von Menschen und Hunden, von der Uferpromenade in Herrsching zum Besten. So gut beobachtet wie das auch war, war das doch dem Publikum nicht genug, zu vorhersehbar, zu wenig überraschend, zu eins zu eins.
Martin Seifüssl las – der modernen Kommunikationstechnik sei Dank - Autobiographisches der, wegen ihres hohen Alters, nicht anwesenden, aber ständig mithörenden Erdinger Autorin Wilma Spreng vor. Leider waren die Textpassagen doch etwas unglücklich ausgewählt, aus jedem Zusammenhang gerissen war alles zu kurz angerissen, zu unbalanciert, ließ sich kein Ganzes finden und kein Urteil bilden.
Abgerundet wurde der Abend mit Peter Vogel und seinen Gedichten „Alles muss raus!“ Vielleicht hätte der Autor besser doch nicht „Alles“ rausgelassen! Ja, dem Autor wurde von einer Stimme aus dem Publikum sogar eine strengere Einfallshygiene anempfohlen, was immer damit auch gemeint sein wollte.
Das zum Glück und im Sinne des Literaturbüros teilweise sehr kritische Publikum hat mit der Wahl von Marion Zechner eine gute, eindeutige Entscheidung getroffen! brdf
Biographische Angaben zu Marion Zechner:
Ende der Siebziger-Jahre in München geboren, von Ausbildung und Beruf Diplomsozialpädagogin (FH) und Familientherapeutin und seit über zehn Jahren in der Suchthilfe tätig, lebt Marion Zechner mit zwei Kindern in München
Literarischer Werdegang: Seit 2004 Schreibkurse am Evangelischen Bildungswerk (München), Schreibworkshops bei Petra Dahlemann (Deinsdorf), Romanwerkstätten bei Dr. Jürgen vom Scheidt (München), Kurse an der Bundesakademie Wolfenbüttel bei Dr. Olaf Kutzmutz, Martin Hielscher, Stefan Ulrich Meier (Wolfenbüttel), Kurse bei Dr. Carola Gruber (VHS München), Einzelcoachings bei Konstantin Rösemann (München),Teilnahme am Autorentreffen KaLiber (München)
Veröffentlichung: Kurzgeschichte „Sicher ist sicher“ (2. Platz des Kurzgeschichtenwettbewerbs 2014, ausgeschrieben von Dock 18, Zürich)
 
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Monatssieger Oktober 2015

Letzten Freitag, den 2. Oktober 2015, fand zur Vorentscheidung für den 23. Haidhauser Werkstattpreis der fünfte Abend der laufenden Saison statt.
Und was für ein Abend: Die Bude war rappelvoll, auch mit vielen neuen Gesichtern und Stimmen, und acht Autoren wollten lesen, aber, wie es das Reglement so will, kamen nur deren sechs zum Zug, als da waren:
Susanne Schmidt, vom Ammersee angereist, las „Als ich mein letztes Hemd verkaufen wollte“: Eine launige Erzählung mit phantastischen Elementen, in der die Ich-Erzählerin erst ihr letztes Hemd zu verkaufen versucht, es aber dann doch schließlich mit einer Kuh gegen deren Kuhhaut tauscht. (Anm.: der Red.: Jetzt bloß kein naheliegendes Wortspiel!) Nach dem Tausch von Mensch zu Kuh und vice versa, erst einmal für ein Jahr, entdecken beide, dass ihnen das Leben der jeweils anderen doch besser taugt, was früher Frau war, ist nun gemächlich wiederkäuende, täglich gemolkene Kuh mit vermutlich artgerechter Haltung, ähnlich artgerecht wie das Leben der Ex-Kuh als Karrierefrau, die durchstartet.
Maria Schröder stellte aus ihrer Lyrik, die jetzt endlich mal an die Luft soll, vermutlich acht Gedichte vor - titels 'Mensch Uranus', 'Streiflicht', 'Rücklings', 'Aus der Luft gegriffen', 'Vormittags' et al. Stimmungsvoll, ja, poetisch, ja, aber insgesamt zu private, nicht hergeleitete oder hergearbeitete Bilder und Metaphern, die die Leser einerseits poetisch bestrahlt, andererseits eher ratlos zurückließen.
Mate Tabula unterhielt, ja, erheiterte das Publikum mit  seiner Geschichte „Murakami im Germeringer Schwimmbad“, in der der Lieblingsautor von Mate Tabula bzw. von dessen alter ego-Erzähler, eben jener Haruki Murakami, am Rande des Beckens und nach etlichen Lagen, mit der Tante des Erzählers, die zu dessen Unwillen nichts so lassen kann, wie es ist und auch schon mal die ihrer Meinung nach verschmutzte Herrentoilette im Germeringer Hallenbad zu scheuern beginnt, ebendort im Örtchen zusammentrifft. Mate Tabula gelingt es dabei, das post-moderne Erzählen Murakamis nachzureißen – bis hin zu einer intertextuellen Pointe: Heißt doch ein Roman Murakamis "Kafka am Strand."
Nach der Pause ging es mit Georg Stürzer weiter und dessen essayistischen Versuchen (Anm. d. Red.: Schon mal was von Pleonamsus gehört?) zum Thema 'Goldener Herbst' und 'Stehen auf dem Gehsteig'. Georg Stürzer ist sonst und einmal wöchentlich (donnerstags, um genau zu sein, also dann, wenn mein Treppenaufgang zuhause gereinigt wird. (Anm. d. Red.: Wobei es sich nur um einen Zufall handeln kann und gar nicht hierher gehört.) Blogger. Und das merkte man den Texten auch an, die einem bisweilen anmuteten, als ob sie unter dem Zwang standen, es ist schon wieder donnerstags, und ich muss jetzt… Das kann schiefgehen oder groß glücken, darf sich aber auf jeden Fall auf Goethe berufen: 'Wollt Ihr wahre Poeten sein, so lernt die Poesie zu kommandieren.' (Anm. d. Red.: Oder so ähnlich.)
Martin Emmerling las die kurzen Texte „Spazieren in St. Petersburg“ über einen Mann, der in St. Petersburg, warum auch immer, einer eiligen jungen Frau aus der Synagoge heraus durch die nächtliche Stadt folgt und ihr später dann irgendwann wieder und näher begegnet. Und „Der Nachtfalter“: vom Losflattern, Licht suchen, Weiterflattern und der Landung letztlich auf einem so warmen wie weichen Damenschenkel, von dem der Nachtfalter aber doch verscheucht wird.
Sabine Roidls „Erinnerungen an meine Liebhaber“ beginnt erst so unverkrampft und witzig, wie der Titel vermuten lässt, mit der verspielten Auf- und Durcheinanderzählung verschiedener Ehemaliger, bis die Erzählung ernster wird, als es um den einen Mann geht, der der Erzähler-Protagonistin  das Herz gebrochen hat und den sie nunmehr gar nicht mehr so flugs sich aus dem Kopf zu schlagen vermag.
Ex aequo wählte das Publikum gleich zwei Sieger, was auch nur alle paar Jubeljahre vorkommt, und zwar Mate Tabula (auf dem Photo links) und Georg Stürzer alias Emil Hinterstoisser. udfdavsdf
Vitae der Autoren:
Mate Tabula ist ein Geschichtenerzähler und Werbetexter aus München, dem es wahnsinnig schwerfällt, Kurzbiographien über sich selbst zu verfassen. Der gebürtige Kroate wollte ursprünglich Schlagersänger werden, als er aber realisierte, dass es mit der Gesangskarriere nicht klappt, hat er sich an die weisen Worte seines Deutschlehrers erinnert, der da sagte: "Mate, du hast keine Ahnung, über was du schreibst, aber du machst das so gut, dass man es gerne liest." Seitdem veröffentlicht er  auf matysplanet.com und anderswo regelmäßig Geschichten über seine Frau, seine Tochter, die Katze, Gott und die Welt. Seit kurzem trägt er diese auch auf deutschen Lese- und Slambühnen vor. Und manchmal gefallen sie sogar dem Publikum. 
Georg Stürzer alias Emil Hinterstoisser
Geboren in Salzburg und aufgewachsen im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet
Studium in Linz, Österreich, mit Auslandsaufenthalt in Modena, Italien
Nach dem Studium zweieinhalbjähriger Aufenthalt in London
Seit 2005 wohnhaft in seiner Wahlheimat München
Seit 2014 Veröffentlichung von Texten mit dem Pseudonym Emil Hinterstoisser
 
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Monatssiegerin September 2015

Am Freitag, den 4. September 2015, fand nach der Sommerpause wieder wie sonst jeden ersten Freitag im Monat eine Vorentscheidung zum Haidhauser Werkstattpreises statt.

Zu Beginn des Abends konnte der Tagessieger der ersten Vorentscheidung zum 23. Haidhauser Werkstattpreis, Dieter Fuchs, seinen Text „Die Sache mit der Palmolive- Werbung“, mit der er sich wegen zu vieler Stimmenthaltungen damals nicht qualifizieren konnte, noch einmal vortragen. In dieser amüsanten Geschichte erinnert sich die Ich-Erzählerin zunächst an die Palmolive-Fernsehwerbung und macht sich dann Gedanken über eine Meldung, wonach eine Frau 35 Tage auf der Toilette gesessen habe und dadurch auf der Toilettenbrille festgewachsen sei.

Sodann trug Paul Holzreiter unter dem Titel “Feanseen“ einen aus der Perspektive eines Kindes erzähltem Text über eine U-Bahn-Fahrt mit dem Lebensgefährten seiner Mutter vor.

Es folgte Franziska Ruprecht, die unter dem Motto „Spiel mit dem lyrischen ich“ drei Gedichte „Elfe“, „Domina“ und „Schauspielerin“ las.

Den Schluss des Abends bildete Simon Gerold mit einem kurzen Prosatext “Verschlusssache“: einem fiktiven Bericht über die durch eine galaktische Instanz beschlossene und durchgeführte Vernichtung eines Planeten mit einer sich angesichts geschlechtlicher Fortpflanzung übermäßig vermehrenden Spezies von Lebewesen.

Franziska Ruprecht gefiel mit ihren Gedichten, reich an überzeugenden Bildern, denen aber auch Sätze aus der Alltagssprache gegenübergestellt wurden, einem großen Teil des Publikums und wurde Siegerin des Abends.
 
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Monatssieger Juli 2015

Freitag, den 3. Juli 2015, kam es wie jeden ersten Freitag im Montag, zu einer weiteren Vorentscheidung für den Haidhauser Werkstattpreis
Trotz der sehr hohen, mehr als sommerlichen Temperaturen fanden sich doch 5 Autorinnen und Autoren im MLB ein, um vor gut gefüllten Rängen ihre Zehn-Minuten-Texte vorzutragen.
Der guten Übung halber seien zuerst die Teilnehmer genannt, die nur auf den Plätzen landeten:
Elitza Kohler mit ihrer spannenden Erzählung „Der singende Brunnen“
Horst Oberbeil mit bildhaften Gedichten über den Mond und das Reisen
Franz Oberhofer mit vielschichtigen Langgedichten und
Tania Rupel-Tera mit einem Märchen über Träume eines Kindes während der kurzen Mittagspause der Mutter.
Am Ende war das Rennen aber eindeutig. Sieger des Abends wurde der immerhin aus Kaufbeuren extra angereiste Dietmar Wielgosch, der seine durchweg gereimten und ironischen Gedichte ohne Script frei vortrug!
Von der von ihm in „Lodengrün“ umgedichteten Oper „Lohengrin“,
über Orakelsprüche hauptsächlich zu Bäumen – „Eichen sollst Du weichen, Buchen aber suchen. Wenn wir aber keine Buchen finden, wie wäre es mit Linden?“ - 
bis hin zum rosa Elefanten, dessen Rüssel letztendlich doch menschliche Züge hatte,
waren die Texte trotz aller Neigung zum Kabarett auf hohem intellektuellen Niveau, nie schlüpfrig oder zum Fremdschämen. Lyrik aber waren Sie auch nicht! br
 
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Monatssieger Juni 2015

Am 5.6.2015 hätte die zweite Runde bei den Vorausscheidungen für den 23. Haidhauser Werkstattpreis stattfinden sollen. Wohl wegen des schönen Sommerwetters fanden sich nur drei Autorinnen und Autoren ein, die am Wettbewerb teilnehmen wollten. Es sind aber mindestens vier Autoren nötig, damit der Wettbewerb durchgeführt werden kann, so dass dieser ausfiel. Stattdessen trug Tanja Rupel neue Gedichte vor, die lebhaft diskutiert wurden, so dass sich trotz des Ausfalls noch ein interessanter Abend ergab.
 
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Monatssieger Mai 2015

Am 1. Mai 2015 fand die 1. Vorentscheidung für den 23. Haidhauser Werkstattpreis statt.
Vermutlich aufgrund des Feiertages und des strömenden Regens fanden sich nur 4 Autoren für den Wettbewerb ein:
Frank Raki präsentierte „Letzte Chance“. In dieser Abhandlung hält der fiktiv bereits verstorbene Frank Raki an den lebenden Autor Frank Raki eine Kampfrede, in der er ihn zur Freiheit auffordert.
Dieter Fuchs las „Die Sache mit der Palmolivewerbung“. In dieser witzigen Geschichte gerät der Ich-Erzähler über eine Palmolive-Werbung zu einer Meldung über eine Frau, die 35 Tage auf der Toilette sitzen blieb und dort festklebte.
Franz Oberhofer stellte seine Gedichte „Hirschgarten“, „Berichte aus dem Abseits“ und „Standesamt“ vor.
Michael Ried berichtete mit „Stock, Zylinder, Pfeife“ wieder einmal aus dem Leben seines Alter-Egos Mike.
Das Publikum wählte Dieter Fuchs auf den ersten Platz. Da es jedoch über 20 % Stimmenhaltungen gab, hat er sich nicht für den Werkstattpreis qualifiziert, darf aber beim nächsten Offenen Abend mit dem selben Text erneut antreten.