Die Sieger 2014

Der Werkstattpreis 2014

Am 18. April 2015 war es endlich wieder so weit. Im Vortragssaal der Münchner Stadtbibliothek im Gasteig fand die Endausscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt. 
Vor dicht gefüllten Sitzreihen präsentierten die Gewinner der vergangenen 12 Vorentscheidungen dem aufmerksamen Publikum ihre Texte. Von diesem gab es viel Lob und kaum kritische Anmerkungen. 
Den ersten Platz teilte sich die aus München stammende junge Poesiezauberin Franziska Ruprecht mit Wolfram Hirche. Dieser Autor beliebter ironischer/selbstironischer Texte war vielen im Publikum wohlbekannt, da er bereits 2006 den Werkstattpreis gewonnen hat. Auch diesmal brillierte er mit einer satirischen Erzählung über zwei langjährig befreundete Männer, die im Alter regelmäßig damit drohen, wieder mit dem Schreiben bzw. mit dem Violinspiel zu beginnen. Franziska Ruprecht begeisterte mit schwerelosen Gedichten über die Liebe

Nach der Wahl ergab sich folgende Platzierung:
Platz 1: Franziska Ruprecht mit Gedichten und Wolfram Hirche mit „Sehr alte Freunde“.
Platz 3: Maria Wargin mit Lyrik.
Platz 4: Miriam Nonnenmacher mit „Heimatliebe“.
Platz 5: Dominik Steiner mit „München, 82 km“.
Platz 6: Hans-Karl Fischer mit Mundartgedichten.
Platz 7: Ursula Dimper mit „Wann kommt Niko?“.
Platz 8: Peter Asmodai mit „Leonie“.
Platz 9: Veronica Rummel-Damian mit Gedichten.


 

Die Sieger:

April 2014

Am 4. April 2014 fand die erste Runde zur Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt. 4 AutorInnen stellten sich zur Wahl. Manfred Eberling las "Genau betrachtet" politische, heitere und nachdenkliche Lyrik. Elena Schelhas stellte mit "Panik" einen Auszug aus ihrem autobiographischen Roman vor, der von traumatisierenden Erfahrungen auf einer Polizeiwache handelt. Veronica Rummel-Damian bezauberte mit lyrischer Prosa, die sie sowohl im zarten Bayrisch als auch im Hochdeutschen vortrug. Simon Gerhol schloss mit "Überall", eine phantastische Erzählung über eine Begegnung in einer Bar. Das Publikum wählte Veronica Rummel-Damian auf den ersten Platz.

VITA
VERONICA RUMMEL-DAMIAN
GEBOREN IN MÜNCHEN ALS ÄLTESTE VON 6 GESCHWISTERN
KUNST-STUDIUM L`ACADEMIE DES BEAUX ARTS CONGO KINSHASA AFRIQUE
KUNSTAKADEMIE MÜNCHEN
HOCHSCHULE DER BILDENDEN KÜNSTE BERLIN.
AUSBILDUNG ZUR ERGOTHERAPEUTIN IN MÜNCHEN
10 JAHRE PRAXISZULASSUNG NEUROLOGIE; HANDTHERAPIE; KINDER
ARBEITS UND STUDIENAUFENTHALTE IN AFRIKA, INDIEN, SCHOTTLAND, IRLAND,
SPANIEN, NORDFRIESLAND
MITGLIED IM KUNST UND HANDWERKSVEREIN MÜNCHEN UND BERLIN
MITGLIED IM BERUFSVERBAND BILDENDER KÜNSTLER IN BERLIN, HAMBURG,MÜNCHEN
AUSTELLUNGEN UND LESUNGEN BEI PRO CULTURA IN HAMBURG
AUSTELLUNGEN IN BERLIN IN DER „GALERIE DER MEISTER“ ZUSAMMEN MIT
DEM BILDHAUER PETER UNSICKER
VERÖFFENTLICHUNGEN UND LESUNGEN IM RAHMEN DES INTERNATIONALEN KONGRESSES DICHTENDER ÄRZTE; TEILNAHME AM ALMANACH UND AN LESUNGEN IN NIZZA UND LOCARNO
VERÖFFENTLICHUNGEN IM KARIN FISCHER-VERLAG AACHEN: „DU BIST EIN FALTBUCH
UND EIN FLÜGEL“ UND „LIEBESGEDICHTE FÜR MENSCHEN IN DER LEBENSMITTE“ UND IN
VERSCHIEDENEN ANTHOLOGIEN.
UMSETZUNG DER GEDICHTE DURCH DAS HAMBURGER TANZTHEATER VON MARION
BUCHMANN; VERTONUNGEN DER GEDICHTE DURCH DEN NORWEGISCHEN KOMPONISTEN
BERNDT KASBERG EVENSEN UND DEN ARMENISCHEN KOMPONISTEN ARLIK KHACHARTRYAN SOWOHL IM NORWEGISCHEN; WIE IM ARMENISCHEN RUNDFUNK WURDEN SENDUNGEN AUSGESTRAHLT.
AUFFÜHRUNGEN ZUSAMMEN MIT DER JAPANISCHEN KOMPONISTIN YOSHI HIGO UND DEM
AMERIKANISCHEN GEIGER NOAH BENDIX BALGLEY.


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Mai 2014

Ursula Dimper gewinnt Vorausscheidung zum Haidhauser Werkstattpreis 2014

Ursula Dimper hat mit dem Prosatext „Niko“ die 2. Vorausscheidung zum Haidhauser Werkstattpreis 2014 für sich entschieden: Ein dichter, beklemmender Text über eine demenzkranke Frau, die sich am Rand des Bewußtseins und der Sprache trotzdem noch eine Wirklichkeit zusammenzustückeln versucht. Ein Experiment und brilliant vorgetragener Text, der phantasiert, träumt, erinnert und uns so düster genug die verlöschenden Lichter auf einem sinkenden Schiff zeigt.

Zweite wurde Katharina Kohm mit engagierter Lyrik, - "Quallentexten" (u.a. über den Frühling und den Vorbeiflug eines Asteroiden 2011) - die in gekonnter Art sprachlich, bildlich und gedanklich ausufert.

Zum Dritten erkor das Publikum Max Kuhlman mit einem Auszug aus seinem Romanprojekt über eine nicht einfache Beziehung in nicht einfacher barock verschlungener Sprache.

Nicht unerwähnt bleiben sollen aber auch Elfi Krosebergs Text - Der Obazda (oder, wie man das schreibt) - über eine dann doch potzblitz!-obazds'is-griabige-bayrisch-preußische Bier-garten-begegnung, Christine Emeritzkys "Der Zauberring", einen Text, der wie der darin gestohlene Pharaoring aus dem Tal der Könige via Kairo nach München ins Bauchtanzstudio gerät, der dort Zauberhaftes anrichtet (der Ring, nicht der Text!), und endlich die diverse Kurzprosa von Klaus Hartmann, die von Kindheitserinnerungen ans Dorf bis zu Satire, Scherz, Ironie und tiefere Bedeutung von Körperwahn und Floskeldreschen reichte... brd


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Juni 2014



Am 06. Juni 2014 fand die dritte Runde der Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt. Fünf Autoren traten gegeneinander an. Felix Eder präsentierte mit "Gräfel fing" seine Version von der Entstehung des Wortes "Gräfelfing". Martin Richter las seine durch die Titel selbsterklärenden Kurztexte "Mondscheinsonate", "Selbstbewusst" und "Versicherer". Werner Larass stellte "Abrechnung" vor, die Abrechnung einer Tochter mit ihrer tyrannischen Mutter. Die junge begabte Lyrikerin Franziska Ruprecht begeisterte mit ihren neu gedachten Impressionen und Gefühlen in Gedichtform. Angela Gutschmidt trug "Ewig leben" vor. Das Publikum wählte Franziska Ruprecht auf den ersten Platz.

Franziska Ruprecht ist Performance Poetin. Sie tritt mit ihren Gedichten auf, moderiert kulturelle Veranstaltungen und gibt Workshops in Performance Poetry – dies alles auch auf Englisch. Sie hat in Detroit, USA, Creative Writing studiert, und stand schon beim Roskilde Festival als Poetin auf der Bühne. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, z.B. „Wendepunk.t“ und „Planet Slam“. Außerdem Jobs wie Sprechen für Fernsehen und Film. 



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Juli 2014

Am 04. Juli 2014 hätte die vierte Runde der Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt finden sollen. Da alle außer 2 Autoren, die gegen 19.20 Uhr eingetrudelt sind, lieber im Biergarten saßen oder Fußball geguckt haben, schlossen wir um 19.30 Uhr das Literaturbüro ab und guckten ebenfalls Fußball. Deutschland gegen Frankreich 1 : 0.



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August 2014

Sommerpause

Ferienzeit. Aber schon im September geht's weiter!




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September 2014

Nach der Sommerpause des Münchner Literaturbüros fand am 5. September die fünfte Vorentscheidungsrunde für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt. Das MLB erfreute sich dabei eines riesigen Ansturms sowohl an Publikum als auch Autoren.

Sechs Autoren wurden ausgelost und durften lesen:
Horst Oberbeil präsentierte zum Auftakt mit "Das Tuttischwein" die Betrachtungen eines untergeordneten Musikers über den Orchesteralltag. Rudolf Freiberger las "Der alte Chinese" - eine Satire zum Wortlaut eines alten Schlagers. Miriam Nonnenbacher trug "Heimatliebe" vor, eine Dreiecksgeschichte. Peter Asmodei gefiehl mit "Helmer": Innenwelt und Erlebnisse eines Schüchternen. Petra Lang gab "Picantine" zum besten, den Text über einen Mann, der seine Traumfrau findet. Tania Rupel las "Sommerkino", eine surreale, beklemmende Geschichte über einen heißen Sommertag.

Das Publikum wählte Miriam Nonnenbacher, die es bereits beim letzten Haidhauser Werkstattpreis bis in die Endausscheidung geschafft hatte, auf den ersten Platz. udfda

Vita: Miriam Nonnenmacher schreibt gerne Kurzgeschichten. Sie arbeitet als Psychotherapeutin in einer großen Klinik.



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Oktober 2014

Am 03. Oktober 2014 fand die 6. Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt.
Vier Autoren traten im Wettstreit gegeneinander an:
Paul Holzreither las "Starter Kit" - eine kleine Falschgeldgeschichte. Rudolf Wicht präsentierte "In Berlin" - Erlebnisse im nächtlichen Neuölln. Wolfgang Rieger "Kindergeschichten" erwiesen sich als anspruchsvolle Geschichten auch für Erwachsene. Horst Jesse stellte drei Gedichte vor.
Das Publikum wählte Wolfgang Rieger auf den ersten Platz, enthielt sich aber auch zu über 20%, so dass es keine Qualifikation für den Werkstattpreis gab. Der Sieger Wolfgang Rieger hat jedoch die Möglichkeit beim nächsten Offenen Abend im November wieder mit seinem Text anzutreten. udfda


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November 2014

Am 07. November 2014 fand die 7. Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt. Sechs Autoren stellten sich zur Wahl:

Wolfgang Rieger präsentierte erneut "Kindergeschichten". Nachdem Wolfgang Rieger zwar den Offenen Abend im Oktober gewonnen hatte, aber aufgrund von mehr als 20% Enthaltungen nicht für den Werkstattpreis qualifiziert wurde, machte er von der Möglichkeit Gebrauch, mit seinem Text erneut anzutreten und den Abend zu eröffnen. Seine "Kindergeschichten" erzählen auf der Folie von Erinnerungen und Märchen von einer nackten Tante, die ihren Neffen unter dem Küchentisch nach Kirschkernen "tauchen" lässt, von den blondierten Haaren einer Mondfrau, die aus der Lachwelt zu Besuch kommt, von einem Rabenkind, welches weder Kind noch Rabe sein kann, und von der Bambiwelt.

Ihm folgten Elitza Kohler und "Der Rest der Nacht": In dieser Erzählung fährt eine Frau nach einem Rendezvous mit der U-Bahn zurück nach Hause und findet plötzlich nichts mehr so vor, wie es war.

Karl-Ludwig Kuss stellte enzianblaue (bzw. Enzi an Blau e) Gedichte vor, die unter anderem von einem Versuchsleiter und seiner Laborratte handeln.

Nach der Pause trat Dominik Steiner mit seinem Text "München, 82 km" an. Darin wird sehr authentisch und berührend die Geschichte eines Jugendlichen erzählt, wie er, um aus dem Kleinstadtmilieu und dem behüteten Elternhaus auszubrechen, sich einer Gruppe Alkoholiker am Rande der Gesellschaft anschließt und dort die faszinierende Ronja trifft.

Barbara Pinheiro präsentierte das Tagebuch einer Ameise sowie eine Ameisengeschichte, in der ein Junge in eine Ameisenstraße eingreift. Außerdem noch die Erzählung eines Mannes, der, während er in der Wahlkabine sterbend zusammenbricht, noch einmal sein erstes Liebesabenteuer (inkl. GV) durchlebt. Ein schöner Tod!?

Zuguterletzt las Martin Richter seine Gedichte "Wenn schon", "Im Zug", "Und überhaupt" und "Ohne Worte".

Das Publikum wählte Dominik Steiner auf den ersten Platz.

Für den, der sich nicht mehr erinnert: Dominik Steiner nahm bereits an der Endausscheidung des letzten Werkstattpreises im Gasteig teil. 
udfdavsdf

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Dezember 2014

Am 05. Dezember 2014 fand die 8. Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt.

Vier Autoren stellten sich dem Wettbewerb:

Heike Adami mit einem Kapitel aus ihrem Romanprojekt
Wolfram Hirche mit "Sehr alte Freunde"
Alexander (sic!) mit "Die Tränen der Kinder" (Nomen est omen; Anm. d.Red.)
und Susanne Dressler mit "Vom Mäuseregen"

Etwas besser als "Vom Mäuseregen" gefiel dem Publikum dann doch Wolfram Hirches Text, womit Wolfram Hirche - immerhin der Gewinner des Haidhauser Werkstattpreises des Jahres 2006 - in die Endrunde des Ganzen aufrückte. Bonne chance, wie der Engländer sagt.


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Januar 2015

Lag's am Jahresanfang, dass letzten Freitag die 9. Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis eher lyrisch ausfiel?

Fünf Autoren stiegen in den Ring:

Annette Katharina Müller zeigte in ihrer Erzählung "Zanzare", wie diese kleinen fiesen Mücken der italienischen Campagna den Traum vom Haus ebendort unterminieren, die Ehe der Aussteiger ruinieren und die Frau im nicht nur übertragenen Sinn in den Wahnsinn treiben.

Bernd Winter las Gedichte unter dem Motto "Weltende 3", die mit der Landnahme der ersten Fische und den damaligen Hoffnungen anhoben und mit düsteren Vorahnungen endeten. Es steht zu befürchten, dass wir wirklich nicht mehr zu retten sind.

Thematisch scheinbar nahe, aber doch ganz anders machte Ludwig Brandl mit seinem Text "Klimawandel" einen vermutlich nicht ganz ernst gemeinten, wohl eher griabigen (Anm. der Red.: Berichterstatter ist definitiv nicht Muttersprachler!!!) Vorschlag zur Rettung der Welt und des Klimas, im Zuge dessen die Wale den Meeresspiegel absenken und so fischköpfige Metropolen wie Hamburg vor dem Untergang bewahren könnten. Worauf man im Voralpenland mit mind. 400m NN alles so kommen kann!

Anna-Janina Remsperger las fünf Gedichte aus den letzten fünfzehn Jahren, Gedichte mit Zeilen darin wie "leise schleicht die Zeit heran und setzt die Rechnung auf" oder "ich stehe in diesem Sehnsuchtsregen und möchte nur für einen Schauer lang fremd tanzen" oder "ich trag ja manchmal meine Nacktheit unter diesem Dichterkleid" Bildstark und sprachmächtig (bisweilen zu mächtig) war dabei doch interessant zu sehen, wie die Autorin im Lauf der Jahre sich von Vorbildern freimachte und so zu einer immer eigeneren Sprache findet.

Und so überraschte es nicht, dass Anna-Janina Ramsperger nur knapp auf dem zweiten Platz landete hinter der Siegerin des Abends:

Maria Wargin, die als letzte in der Reihe ihre Gedichte vortrug, die dem Publikum zuguterletzt höchschte Konzentration (Jogi wird's mir verzeihen!) abverlangten, waren sie doch sprachlich und bildlich aufs Äußerste verdichtet, voller ungewöhnlicher Sprachum- und neubildungen, und erschufen so eine poetische Hoch-Spannung zwischen Schweigen und Sagbarem.

Wer Maria Wargin diesmal verpasst hat, kriegt eine zweite Chance - nämlich bei der Endausscheidung im April dieses Jahres. udfdadf


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Monatssiegerin Februar 2015




Freitag, den 6. Februar kam es zur zehnten Vorentscheidung im Rahmen des 22. Haidhauser Werkstattpreises.
Fünf Autoren stellten ihre Texte dem Publikum vor:

Den Anfang machte Katharina Kohn mit ihren Gedichten – "Das Provisorium", "Isarstrand", "Pathologie" und ""Der Frühling" – die das durchaus angetane Publikum vor allem ihrer neuen Bilder wegen lobte, trotzdennoch das eine oder andere abgegriffen und zudem den Vortrag der Autorin verbesserungswürdig fand, wobei die zunehmende Hörschwäche bei manchem ihr Teil zum Vernuschelten beitrug.

Michael Ried las die Geschichte "Bilder machen Leute", eine "neue" Geschichte mit Altbekanntem, was Thema, Personen, Ausführung, Vortrag und den Protagonisten, das alte Alter Ego des Autors, Mike betraf. Will man mehr wissen, soll man mehr sagen? Es ging auf jeden Fall und irgendwie um einen Wein- resp. Kunsthändler, einen viel zu billigen Hundertwasser, Espresso, Betriebsurlaub und vier Flaschen Soave.

Wenige Worte lassen sich über Snezhanka Kleins Gedichte, wie "Rosa Brille", "Versuchung" und "Es weihnachtet schon", verlieren: Seltsam aus der Zeit gefallen, manch einer aus dem Publikum murrte "veraltet" und unzufrieden-belehrend genug "zu belehrend". Nur der Belehrende erkennt den Belehrenden eben erst recht.

Ein ähnliches Schicksal und vergleichbare Kritik erlitten Thea Monevas Gedichte – "Heidelberg", "Sinn", Kreislauf", "In der Nacht", "Sonett für die Stadt des Mondes" und ""Die Stadt bleibt still". Wenn auch Ansätze gewürdigt und die Autorin zum Weiterschreiben ermuntert wurde.

Die last-but-one-but-not-the-least-Lesende Lena Nützel wurde mit ihrem Text "Pulvergeier" zur Tagessiegerin gekürt: Einem Romanausschnitt, der vielleicht etwas unglücklich gewählt war, in drei ungleiche Teile zerfiel, aber zu Ende mit den
unbequem peinlichen Fragen eines Kleinkindes bei einer Beerdigung genügend gefiel, um das Publikum für ihn zu gewinnen.

Da aber zugleich mehr als 20 Prozent Enthaltungen anfielen, qualifizierte sich der Text zwar nicht für die Endausscheidung im Gasteig, kriegt aber beim nächsten offenen Abend noch einmal eine Chance.


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Monatssieger März 2015

Der Tag der Entscheidung – 6. März 2015… oder eher der 11. Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis:

Der Abend der (Vor)Entscheidung hob an mit Lena Nützels Erzählung "Pulvergeier", die schon vor vier Wochen reüssierte, der sich aber aufgrund des Reglements und der zu hohen Zahl an Enthaltungen damals nicht der Weg in die Endausscheidung öffnete, zugleich aber durchs selbe Reglement die Chance eingeräumt wurde, ihr Glück noch einmal zu versuchen. Noch einmal die Geschichte einer Fahrt zum Begräbnis der besten Freundin und der (ver)störenden Zwischen-Fragen eines kleinen Kindes. Angenehm dabei aber war zu sehen, oder eher zu hören, dass die Autorin die Kritik von vor vier Wochen aufgegriffen und zum Teil umgesetzt hatte, was der Erzählung aufhalf und sichtlich gut tat.

David Reinisch las aufgrund Computerdruckerproblemen vom Smartphone statt vom Blatt – passend dazu von Phone-Tones postponed und unterbrochen – seinen Romanausschnitt "Mit geschlossenen Augen". Merklich nervös verfiel David Reinisch – trotz aller Brrrrrrrrrs! der Kutscher aus dem Publikum - in ein immer hastigeres Lese-Tempo, das aber durchging und nicht durchging und dem Text durchaus angemessen war, dem Text über das Leben eines Londoner Investmentbankers (vor dem Crash von 2008) zwischen 72-Stundenarbeitswoche, Kaufräuschen im Net und Online-Bezahl-Pornos (xhamster ist woll nur für Prolls). Das Thema wurde für interessant befunden, zugleich aber dessen sprachliche Umsetzung bemängelt – oder auch: 'Potential in need of refining', um sprachlich vor Ort zu bleiben.

Elena Schelhas las "Wildschweinstreicheln" ein Streifzug zweier – einer jüngeren und einer älteren - Touristinnen durchs überlaufene Florenz. Man erfuhr wenig über die Protagonistinnen und viel übers allobwaltende Klischee des zur Touri-Klitsche verkommenen Firenze – betrunkene Skandinavier, Prada-beglückte Chinesinnen, ach, man kennt sich aus. Das kann man nun kritisieren oder als Dopplung des Klischees verteidigen. Meno male, man darf es sich aussuchen.

Nach der Pause ließ Ina Zagraewsky drei Gedichte vortragen, und damit sei auch schon alles gesagt.

Peter Asmodai versuchte sich in seinem Text "Leonie" an der Erzählung des ernüchternden "Ersten Mals" einer 18-jährigen, dann nicht mehr Jungfrau und deren Tagebucheinträgen in Folge. Das weibliche Publikum fand das ganz eindringlich (no pun intended!), die XY-Beladenen dagegen hielten sich vornehm zurück.

Zuletzt präsentierte Angela Gutschmidt "Harma und Eyvindur" einen Auszug aus dem Roman über das Leben des Bauern Eyvindur auf Island vor ein paar Jahrhunderten. Wer Halldór Laxness' 'Islandglocke' kannte, fand angenehm Vertrautes: Karges Land, karges Leben, karge Handlung. Wer nicht, dem war's zuviel Bericht, zuviel Mitteilung, zu wenig Handlung, zu wenig Identifikationsmöglichkeiten, wenn auch zugestanden wurde, dass ein Romanausschnitt etwas Anderes ist als eine geschlossene Erzählung.

Das Publikum wählte Peter Asmodai mit seinem Text "Leonie" auf den ersten Platz.

Peter Asmodai - Vita:
Aufgewachsen in einer Kleinstadt bei Stuttgart, Literatur- und Sprachstudium in München, Freiburg im Breisgau und Rom, Studienabschluss in München. Arbeit in London und Fontainebleau (Île-de-France). Viele Jahre beschäftigt in Norddeutschland, dann längerer Aufenthalt in Mittelitalien, seit viereinhalb Jahren wieder Bewohner von München, seiner Lieblingsstadt. Schreibt Kurzprosa, manchmal auch Gedichte, vorzugsweise Haiku(s).


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Monatssieger April 2015




Am 3. April 2015 fand die zwölfte und letzte Runde zur Vorentscheidung für den 22. Haidhauser Werkstattpreis statt.

Die letzte Gelegenheit, sich für den 18. April zu qualifizieren, die letzte Chance nutzten denn auch sechs Autoren:

Den Anfang machte Mark Richter mit seinen Gedichten – collagierten Protokollen, die an die Tradition der Beat-Lyrik gemahnten - zu Themen wie München (und dessen Vergangenheit als Hauptstadt der Bewegung), Ikea (und den Konsumismus), Rom und "Nachricht an Kitten".

Gwendoline (tatsächlich nur Gwendoline!) hieß, mit ihren "Seelensinnlichen Gedanken" am Weg in die und aus der Depression teilzunehmen, wobei die Erklärungen der Autorin zu ihren Gedanken mehr erklärten, als den Gedichten selbst zu entnehmen gewesen wäre.

Franz Oberhofers Text "Weiche Watte" ließ sich von einem realen Vatermord (in Penzing vor einiger Zeit) inspirieren und erzählte seine Version der Geschichte, schob dazu das Geschehen des Mordes, dessen Vorgeschichte und das Danach in der Psychiatrie abwechselnd ineinander. Leider stand der Text - also seine erzählerische Ausführung - sich dabei selbst etwas im Weg. Aber das lässt sich ja ändern.

Horst Oberbeil las "Bärwamslers Ausflug in die Psychologie", eine zwar heitere, aber es sich letztlich zu leicht machende Satire über Ehekrise, Gruppentherapie, Geschlechterrollen und Verliebtheit unter älteren Semestern.

Magro Minutendichter bot Gedichte unter dem Titel "Freiklang". Magro Minutendichter (nomen est omen) sieht es als sein Alleinstellungsmerkmal an, innerhalb kürzester Zeit aus ihm vorgegebenen Wörtern schwuppdiwupp ein Gedicht zu schöpfen, das nicht nur die Wörter selbst wieder aufgreift, sondern auch die Gedanken dessen, der die Wörter vorgab, nachzeichnet. Das erinnert an Gedankenleser im Varieté oder Schnellzeichner in italienischen Touristenorten – und wie deren Schnellzeichnungen irgendwie immer alle gleich aussehen, so war es auch mit Magros eigentlich magren Minutengedichten.

Zuguterletzt stellte Hans-Karl Fischer seine neuesten Mundartgedichte vor: wie "z'doa hama mir nix mit de Garhamer" oder "z'fria gfreit": zwischen hochmusikalisch und erwartbar dörflich.

Bei der Auszählung der Publikumsstimmen gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Hans-Karl Fischer knappest für sich entschied.

Hans-Karl Fischer ist weit über die Grenzen Münchens bekannt, hat bereits einige Gedichtbände herausgegeben und mehrere Preise gewonnen. Er war zudem an der Vorjury des Lyrikpreises München beteiligt.