07: Monatssiegerin Januar 2017

Am Freitag den 06.01.2017 meldeten sich 6 AutorInnen zur Vorentscheidung für den 24. Haidhauser Werkstattpreis an. Sie präsentierten vor einer großen Zuhörerschaft, die sich von der Tatsache, dass es der Dreikönigstag war, nicht abhalten hatte lassen oder vielleicht gerade deshalb gekommen war, ihre Texte.

Paul Holzreiter las „Schiffe versenken". Eine behaglich ausgebreitete Geschichte, in der das Mädchen Nita mit dem Erwachsenen Franz das Spiel „Schiffe versenken" spielt. Die Kulisse dafür ist ein Haus über dem Mittelmeer, von dem aus man reale Schiffe beobachten kann, darunter die Fähre nach Barcelona. Die Zuhörer lobten die schönen Assoziationen sowie den Vortrag.

Horst Oberbeil stellte „Die Überraschung" vor. Hier geht es um ein Treffen, für das eine Bekanntschaftsplattform in Internet der Auslöser ist. Dem Klischee entsprechend ist der weibliche Part Lisa älter und molliger als auf dem Foto. Der männliche Part Harald ist zu dem Treffen angereist und landet in einem Dorf, wo ihn Lisa in ihr bescheidenes Heim einführt. Harald mokiert sich innerlich über alles, was ihm dargeboten wird. Das Fitnessstudio nebst Trainingsanzug für ihn, die riesige Sammlung von Schuhen und Handtaschen, die Unordnung, das Klappbett im Wohnzimmer. Erwartungsgemäß trennen sich beide gleichmäßig frustriert am nächsten Morgen. Die Zuhörer fragten, was eigentlich Harald zu bieten habe und dass er zu oberflächlich sei. Man hätte sich eine unerwartete Wendung erhofft und einen Höhepunkt (erzählerisch).

Bert Uschner präsentierte „Die apokalyptischen Reiter" und „Alpendohlen". Es gab zwei wortgewaltige Texte in hip-hopartiger Reimform. Einerseits, warum die Menschheit die apokalyptischen Reiter nicht mehr braucht, andererseits wurde vom Schweben der Alpendohlen zum Versteckspiel mit Kissen seiner Tochter übergeleitet. Das Publikum fand nichts Neues an den Texten. Man könne allem zustimmen und das sei deren Schwäche.

Ursula Dimper trug ihre Geschichte „Neulich im Park" vor. Markus erwacht im Affengehege. Weder die Zuschauer hinter der Glaswand noch der Pfleger, der ihm Bananen zuwirft, scheinen seine Situation zu erkennen und befreien ihn nicht. Ein Affenweibchen ist ihm zugetan. Die Geschichte wird aufgelöst, nachdem man erfährt, dass der abservierte Ehemann seiner Freundin ihn durch Bestechung und Intrigen in diese missliche Lage befördert hat.

Tania Tera Rupel präsentierte einen surrealen Text ohne Titel. „Man muss immer was für seine Träume opfern". „Er fing an, so traurig zu lachen." „Steine im Bauch, ich laufe lila".......Die Zuhörer fanden den Text schön und magisch, auch wenn sie nicht alles verstanden hatten.

Ralf Baedecker las „Angst". Hier geht es um einen Terrorakt, bei dem Menschen sterben müssen, weil sie glücklich sind. Das Publikum fragte sich, warum die Welt diesen Text brauchen sollte.

Die Zuhörer wählten Ursula Dimper auf den 1. Platz.

Vita Ursula Dimper:
Ich bin Münchnerin und schreibe Geschichten und Märchen seit ich einen Stift halten kann. Später zum Broterwerb Computerprogramme. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben habe ich meine Vorliebe für Kurzgeschichten entdeckt. Diese wurden im Bayerischen Rundfunk, auf dem Corso Leopold, in Radio Lora, in der Seidlvilla und bei den Fabelhaft Couchpoeten veröffentlicht. Man kann sie auch nachlesen in meiner Anthologie „Ich atme vorsichtig“ und in den Anthologien „Über das wahre Leben mit Kind“, „Schöne Böse Kindheit“, „Boulevard“, „Zwischentöne“, „Fell, Feder, Herz" und Literaturzeitschrift Torso. Ich habe in Zusammenarbeit mit Hans-Karl Fischer und Petra Lang die Anthologie „Schöne Böse Kindheit“ herausgegeben. Ich war eine Weile im Vorstand des FDA Bayern und bin seit 2001 im Vorstand des Münchner Literaturbüros